Gesetzen und Vorschriften, sind heute “pull” und “bottom up” die Wahl. Es ist essentiell, Mitarbeitende in den Kulturwandel einzubinden und eine “Open-Mindedness” im Management zu kultivieren.
Zwei große Irrtümer über Kulturwandel müssen aus dem Weg geräumt werden:
Irrtum 1: Kultur lässt sich direkt beeinflussen.
Organisationsstrukturen und Abläufe lassen sich vergleichsweise leicht verändern. Die wahre Herausforderung ist jedoch, die zugrunde liegenden Werte und daraus resultierende Denk- und Handlungsweisen zu transformieren, so Hans-Joachim Gergs, Lehrbeauftragter für Organisationsentwicklung an der TU München.
Irrtum 2: Es muss alles auf einmal verändert werden.
Nein, denn: Wer alles ändert, ändert gar nichts. Es entstehe nur innerer Widerstand, so Gergs. Mit Appellen an die Mitarbeitenden, bitte die neuen Werte zu respektieren, sei es jedenfalls nicht getan. Es brauche vielmehr ein konkretes, gut nachvollziehbares und motivierendes Transformationsziel, so die Psychologin Christina Grubendorfer.
Nach Corona wurden einige weitere wichtige Aspekte einer Kulturtransformation deutlich: Die Kompetenz und Fürsorglichkeit von Führungskräften ist für eine effektive Organisationskultur relevanter denn je und stellt egoistische oder charismatische Manager in den Schatten, wie der Wirtschaftspsychologe Chamorro-Premuzic im Juli 2021 im Handelsblatt berichtet. Ein weiterer ausschlaggebender Faktor für die Unternehmensperformance und Arbeitszufriedenheit ist ein klarer “Purpose” der Mitarbeitenden, also ein Verständnis für die Sinnhaftigkeit der eigenen Tätigkeit für das große Ganze. Ebenso Klarheit und Anerkennung. Das zeigt sich in klaren Arbeitszielen, der Anerkennung individueller Leistungen, sozialen Interaktionen, Lerngelegenheiten und der Möglichkeit zum Unternehmensziel beizutragen.
Der Prozess des Kulturwandels ist vielschichtiger und komplexer, als auf den ersten Blick angenommen. Es gilt zuerst, kleine Gruppen von aufgeschlossenen Minderheiten zu erreichen, Ausprobieren zu fördern und sich dann Stück für Stück zur abwartenden, unentschlossenen Mehrheit vorzuarbeiten. Klarheit, Sinnhaftigkeit und Fairness sind als Unternehmenswerte ganz vorne mit dabei, um bottom up eine effiziente, motivierende Unternehmenskultur und nachhaltige Gemeinschaft von “Zukünftigen” zu formen.