Im Themenmonat April wenden wir uns den Schlagworten Kultur und Führung zu. Das Thema Unternehmenskultur wird häufig als Nebenthema wahrgenommen, um welches sich die Personalabteilung zu kümmern hat. Doch spätestens nach Corona und der weltweiten Energiekrise ist klar: Die Arbeitswelt in Deutschland hat sich massiv verändert. Herausforderungen wie eine zu langsame, kostenintensive Energiewende, schwerfällige Bürokratie, Fachkräftemangel, hohe Sozialausgaben und der demographische Wandel lassen den Ruf nach einem Kulturwandel lauter werden.
Doch wie konnte sich die Lage in Deutschland so entwickeln? Eine häufige Kritik lautet, dass wir uns als Wohlstandsgesellschaft zu sehr in der Komfortzone niedergelassen haben, die uns zwar in Sicherheit wiegt, aber nur wenige Impulse zur Weiterentwicklung stiftet. Laut Umfrageergebnisse blicken viele Bürger*innen der wirtschaftlichen Zukunft Deutschlands eher pessimistisch entgegen. Viele Menschen fühlen sich offensichtlich vom steigenden Tempo der Globalisierung und Digitalisierung überfordert und reagieren darauf mit einer Abwehrhaltung. Dabei braucht ein Land gerade in einer Phase wirtschaftlicher und politischer Umbrüche dringend Optimisten, die den Wandel als Chance begreifen. Die „Zukünftigen“ nennt der Stimmungssoziologe Bude diese in Deutschland so rar gesäten Menschen, die nicht bei jedem Aufbruch „auf den Einbruch warten“.
Der psychodynamische Blick auf die menschliche Reaktion auf Veränderungen nimmt an, dass Menschen verschiedene psychologische Zustände durchlaufen, wenn sie mit Veränderungen konfrontiert werden. Wo anfangs Verleugnung, Wut bis hin zu Depression stehen, entwickelt sich mit der Zeit Akzeptanz der Umstände, ein offener Blick auf die Situation bis hin zur Integration des neuen Zustands. Doch diese Dynamik machen sich Populisten auf der ganzen Welt zunutze, indem sie Menschen durch Angst oder Wut erzeugende Botschaften in den frühen Stadien der Veränderungsakzeptanz halten. Dadurch wird gesundes Wachstum blockiert.
Was können wir aus diesem gesamtgesellschaftlichen Blick auf die Kultur in Deutschland für die Unternehmenskultur und die Führung der Zukunft schlussfolgern? Zuerst einmal ist es essentiell, Herausforderungen mit einer positiven oder zumindest offenen Haltung zu begegnen. Potentiale statt Probleme zu bearbeiten. Und Chancen zu bieten, dass sich Menschen selbstwirksam fühlen und wahrnehmen, dass sie einen wertvollen Beitrag in der Mitgestaltung einer lebenswerten Zukunft leisten können. Auf diese Weise entsteht eine Kultur von hoher Veränderungsmotivation, ja sogar -optimismus und der Blick für neue Wege weitet sich.